Organisierte Kriminalität: 2,6 Milliarden Euro Schaden für Deutschland

Wie das Bundeskriminalamt Ende Oktober mitteilt, bleibt die Organisierte Kriminalität eine der größten Bedrohungen für die innere Sicherheit in Deutschland. Die Aussage basiert auf dem „Bundeslagebild Organisierte Kriminalität 2024“. Demnach agierten kriminelle Gruppierungen international vernetzt und nutzten zunehmend digitale Technologien.
vom 28. Oktober 2025
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Die Folgen für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft seien erheblich, so die Schlussfolgerung des BKA, das von 647 Ermittlungsverfahren gegen Gruppierungen, die der Organisierten Kriminalität zuzuordnen seien, berichtet. Zwar bewege sich diese Zahl auf dem Niveau der Vorjahre, 2023 waren es 642, im Jahr zuvor 639. Sie liege aber um rund sieben Prozent über dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre. Hoch sei weiterhin das Gewalt- und Bedrohungspotenzial der Täterinnen und Täter. Das BKA erfasste im vergangenen Jahr 282 Gewaltstraftaten, darunter schwere Körperverletzungen, Entführungen und Mordversuche. Gewalt sei nicht nur Mittel der Wahl gegenüber rivalisierenden Gruppierungen, sondern auch gegenüber Zeuginnen und Ermittlungsbehörden sowie innerhalb einer Gruppe, etwa zu Einschüchterungszwecken. Auffällig sei in dem Zusammenhang die Rekrutierung Minderjähriger beziehungsweise junger Erwachsener, die auch für besonders brutale Aufträge eingesetzt werden. Social Media und Gaming-Plattformen eigneten sich für die Rekrutierung. Eine weitere Auffälligkeit: Die Zahl der sichergestellten Waffen stieg deutlich, darunter befanden sich immer wieder auch Kriegswaffen.

 

„Crime as a Service“ auf dem Vormarsch

Auf der einen Seite Segen, auf der anderen Seite Fluch, im Bereich der Organisierten Kriminalität zeigt sich beides: Laut Angaben des BKA gehören verschlüsselte Kommunikationsdienste inzwischen zum Standardwerkzeug krimineller Netzwerke. In 142 Verfahren sei deren Nutzung nachgewiesen worden. Die Auswertung dekryptierter Daten, gemeint ist damit die Entschlüsselung von Daten in ihren ursprünglichen Zustand, führte zu entscheidenden Erfolgen im Rahmen der Ermittlungen. Das BKA weist auf das Phänomen „Crime as a Service“ hin, das als „Cybercrime as a Service“ schon lange bekannt ist. Jetzt bieten die Akteure auch in der analogen Welt spezialisierte Dienstleistungen wie Geldwäsche, Transporte oder Gewaltakte gegen Bezahlung an. Diese Entwicklung führe zu mehr Professionalisierung und Fragmentierung der Szene. Ein weiteres Merkmal der Organisierten Kriminalität ist die wachsende Internationalisierung. Etwa 70 Prozent aller Gruppierungen agieren über Grenzen hinweg, so das BKA.

 

Wirtschaftskriminalität eines der Hauptbetätigungsfelder

Hinter dem Hauptbetätigungsfeld illegaler Rauschgifthandel waren 2024 die Wirtschaftskriminalität sowie Steuer- und Zolldelikte wesentliche Bereiche der Organisierten Kriminalität. Den Schaden, den die Organisierte Kriminalität in Deutschland anrichtet, beziffert das Bundeskriminalamt auf 2,64 Milliarden Euro. Fast 70 Prozent der Gesamtsumme gingen 2024 dabei auf das Konto der Cyberkriminalität. Etwa 12,5 Prozent entfielen auf Steuer- und Zolldelikte, 7,5 Prozent auf den Bereich der Wirtschaftskriminalität. Ein zentrales Element sei weiterhin die Geldwäsche. In 146 Verfahren der Organisierten Kriminalität wurden im vergangenen Jahr entsprechende Handlungen festgestellt. Das Finanzvolumen lag bei rund 230 Millionen Euro. Neben dem Barankauf von Immobilien und Luxusgütern spielen mittlerweile Kryptowährungen und sogenannte „Krypto-Mixer“ eine bedeutende Rolle. Dabei handelt es sich um Tools, die die Rückverfolgbarkeit von Kryptowährungen auf der Blockchain erschweren. Aufgrund ihrer verschleiernden Funktion werden sie oft für illegale Aktivitäten wie Geldwäsche missbraucht. Das BKA warnt, dass die Organisierte Kriminalität gezielt Einfluss auf staatliche Institutionen, Verwaltung, Politik und Wirtschaft ausübt. In über 100 Verfahren seien im letzten Jahr Fälle von Einflussnahme oder Insiderhandlungen festgestellt worden.  

 

Copyright Bild: Getty Images für Unsplash

Beitrag von Alexander Pradka

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